Mondfinsternis-Abenteuer auf dem Brocken (inkl. Hörbuch-Version)

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Hörbuch-Version für diesen Beitrag:

 

Während der Planung dieses Foto-Abenteuers fragte ich mich ernsthaft, ob das überhaupt alles so gut durchdacht ist. Aber jetzt bereue ich keine Sekunde von diesem Ausflug. Der Reihe nach…

So kam es, dass mich im Laufe des Januars Marcus Ruhr via Instagram anschrieb, was ich denn so zur Mondfinsternis am 21.01. geplant hätte. Wir hatten uns bis dato noch nicht persönlich getroffen, aber schon viel über Instagram geschrieben und über ein gemeinsames Model waren wir im Prinzip ja auch schon ein Stück verbunden. 😉

Ich antwortete, dass ich noch gar nix vorhabe. Vielleicht Westhavelland-Ausflug, oder Besucher-Betreuung an einer der Berliner Sternwarten. Das waren so meine vagen Ideen. So wirklich war ich auch noch nicht in großer Vorfreude auf dieses Ereignis. Vielleicht mischte sich da auch etwas Pessimismus bei bzgl. Wetter zu dieser Jahreszeit (“Wird doch eh nix mit gutem Wetter“). Aber dann nannte Marcus das Zauberwort, was mich auf einmal wieder motivierte und mit Vorfreude füllte: Brocken!
Ja, er hatte nämlich die Idee, die Mondfinsternis vom Brocken im Harz aus zu erleben. Seine Worte am 15. Januar: “Moin, unabhängig davon wo es Wolken gibt, wohin möchtest du für die nächste Mondfinsternis nächsten Montag? Weil ich überlege etwas größeres auszuprobieren. Vielleicht der Brocken.”
Ok, zugegebenermaßen sollte das Wetter dafür schon nahezu perfekt sein, damit sich der Aufwand auch lohnt. Aber schon der Abenteuer-Gedanke motivierte mich, an dieser Planung festzuhalten.

Schließlich rückte der Tag der MoFi immer näher und in der Wetterprognose zeichnete sich wirklich perfektes Wetter ab. Die Planung wurde immer konkreter. Kurzum buchte ich eine Bahnfahrt nach Braunschweig, wo mich Marcus dann mit dem Auto einsammeln wollte. Gesagt, getan. Gegen 23 Uhr trafen wir uns in Braunschweig und machten uns auf den Weg in Richtung Schierke (Harz). Auf der mehr als einstündigen Autofahrt hatten wir dann Zeit zum Schnacken und auch zum “Kennenlernen”.
Nach Mitternacht sind wir dann am Bahnhof Schierke angekommen. Wir parkten am Bahnhof, von wo aus die Brockenbahn Richtung Gipfel fährt und sahen, wie ein Fuchs im Vollmondschein einige Meter entfernt durch den Schnee schlich. Schon das war ein tolles Erlebnis.

Wir hatten auch noch etwas Zeit, weil wir auf zwei weitere Fotografen gewartet haben. Silvio Kelz und Maik Behrisch, beide wollten sich dieses Ereignis auf dem Brocken ebenfalls nicht entgehen lassen. Nachdem wir uns dann warm angezogen haben und den Fotorucksack auf den Rücken geschnallt haben, begannen wir mit dem Aufstieg. Es war auch bereits schon nach 1 Uhr. Ich weiß noch, dass mir bereits nach den ersten Metern erste Zweifel gekommen sind, ob ich das durchhalten würde. Mit dem ganzen Gepäck auf dem Rücken, durch Schnee und über Eis, etwas müde und dann noch bergauf…aber jetzt gab es kein zurück mehr. Ich atmete tief durch und versuchte mir positivere Gedanken zu machen und mich auf die Mondfinsternis zu freuen. Zum Glück lenkte mich das ein oder andere Gespräch mit den Jungs, aber auch die wunderschöne Schneelandschaft im Vollmondschein ab. Es war einfach schön mit anzusehen, wie der Schnee im Licht des Vollmonds glitzerte. Irgendwann machten wir dann einen Foto-Stop.

Als wir dort standen und Fotos machten, hörten wir, wie im anliegenden Wald Wild mit dem Geweih an den Bäumen schabten. Das klang schon etwas beunruhigend, wenn ich ehrlich bin. Also ging es weiter bergauf. Der weitere Anstieg wurde dann immer mal wieder von einigen Pausen unterbrochen. Und die Frequenz der Verschnaufspausen wurde immer größer mit der Höhe. Als Snack hatte ich noch kleine Lebkuchen aus der Weihnachtszeit mit, die dann aber nach gewisser Zeit schon gut gefroren waren. Auch meine Apfelschorle änderte langsam ihren Aggregatzustand von flüssig zu fest. Zum Glück hatte ich noch eine Thermoskanne mit warmen Tee mit… 😉

Endlich und komplett aus der Puste oben angekommen, offenbarte uns ein toller Ausblick auf die umliegende Landschaft:

Oben angekommen, strahlte der Vollmond auch noch vom Himmel. So konnten wir noch in Ruhe eine geeignete Stelle für unsere “Zielfotos” ausfindig machen.

Zwischendurch war auch noch etwas Zeit für ein bisschen Making-Of Material. 🙂

Gegen 04:30 begann dann der sichtbare Teil der Mondfinsternis und der Vollmond verfinsterte sich langsam immer mehr.

Um 6 Uhr rum war dann die totale Phase der Mondfinsternis erreicht, also die maximale Verdunklung und wir waren dann im Foto-Modus und versuchten viele Perspektiven aus.

Durch die Mondfinsternis war es mittlerweile so dunkel geworden, dass leider die Beleuchtung oben angegangen ist und somit die Umgebung in ein unschönes gelbes Licht getaucht wurde. Und es war nicht einfach, dieses hässliche Licht auf den Bildern zu eliminieren bzw zu neutralisieren. Aber kurz nach 6 Uhr hatte ich dann mein Zielfoto:

Gleichzeitig war es auch so dunkel, um die Milchstraße sehen zu können. Ein toller Anblick vom Brocken aus:

Neben den tollen eingefangenen Momenten gab es für mich aber auch das ein oder andere technische Problem. Da ich sowohl für den Weitwinkel- als auch für den Tele-Bereich ausgestattet war (danke an Marco Herzog, dass ich mir das Tele-Objektiv ausleihen durfte 🙂 ), hatte ich auch zwei Kameras und zwei Stative dabei, um nicht ständig wechseln zu müssen.
Als ich das eine Stativ startklar machen wollte, löste ich die Schnellkupplung zu weit, so dass eine der kleinen Federn rausgesprungen ist. Nach ein paar Minuten erfolgloser Suche im Schnee, versuchte ich wenigstens noch die zweite Feder zu retten, die sich auch schon halb gelöst hatte. Mit Handschuhen war das nicht möglich, ohne Handschuhe aber auch nicht sehr lange. Also gab ich das Stativ erstmal auf und musste dann eben doch die Kameras auf dem einen übrig gebliebenen Stativ wechseln. Beim Weitwinkelobjektiv gab es auch ein kältebedingtes Problem. Der Fokusring war festgefroren, so dass ich lange Zeit leicht unscharfe Bilder gemacht habe ohne es zu merken. Zum Glück habe ich es dann doch gemerkt und konnte mit etwas Atem den Fokusring wieder beweglich machen.

Neben der immer stärker einsetzenden Müdigkeit, kroch dann so langsam doch die Kälte durch die Schuhsohlen bis an die Füße heran. Wir standen ja auch die ganze Zeit auf Eis und Schnee und es war maximal -12°C kalt (laut Smartphone für den Standort Ilsenburg, der sich aber am Fuß des Brockens befindet). Wir hatten aber zum Glück keinen Wind, was ja auf dem Brocken auch nicht selbstverständlich ist. Die Kälte blieb, aber das Problem der Müdigkeit erledigte sich bei mir aber aufgrund eines Adrenalinschubs doch schneller als mir lieb war. Was war passiert?

Ich hatte mein sämtliches Foto-Equipment (Rucksack, Stative, Kamera, …) auf die Brockenstraße abgestellt bzw. abgelegt. Ich selber lief ein bisschen mit der Zweitkamera umher, um nach besseren Perspektiven Ausschau zu halten. Plötzlich bemerkte ich, wie sich Richtung Gipfel ein Räumfahrzeug näherte. In weiser Voraussicht wollte ich meinen Kram aus dem Weg schaffen, denn das Räumfahrzeug näherte sich auf der Brockenstraße, und zwar ziemlich schnell. Ich musste mich plötzlich beeilen, denn der Fahrer machte keine Anstalten abzubremsen. Ich weiß noch wie Maik mir ganz trocken zurief: “Jo, der macht dich platt.”  Ich rannte zu meinem Equipment, hatte nur noch Zeit es auf den angehäuften Schneewall am Rand der Brockenstraße zu werfen und mich dann selber ebenfalls. Fast im gleichen Augenblick als ich noch im Sprung war, rauschte das Räumfahrzeug vorbei. Von nun an war ich hellwach und brauchte erstmal ein paar Sekunden um wieder klare Gedanken zu fassen…Aber dann gelang mir noch ein schönes letztes Bild der Mondfinsternis:

Silvio und Maik hatten dann dazu entschlossen, den Abstieg zu beginnen. Marcus und ich einigten uns darauf, noch die Morgendämmerung und den Sonnenaufgang abzuwarten. Eine gute Entscheidung wie sich später herausstellen sollte. Und solange mussten wir dann auch nicht mehr warten. Es folgte eine tolle Morgendämmerung und ein toller Sonnenaufgang bei unserem Abstieg vom Brocken.

Es war ein grandioser und abenteuerlicher Foto-Ausflug, den ich noch lange in Erinnerung halten werde. Danke an Marcus für die tolle Idee, die Mondfinsternis auf dem Brocken gemeinsam zu erleben. 🙂

 

Tom Radziwill

ist begeisterter Landschafts- und Astrofotograf. Auf seinem Blog berichtet er von seinen Reisen, Erlebnissen und der Entstehung der Bilder. Sein Motto: "Jedes Bild hat seine eigene Geschichte."

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Jens-Uwe

    Sehr schöner Bericht und klasse Aufnahmen. Vielen Dank fürs Teilen, man meint dabei gewesen zu sein, ohne all die Kälte und Müdigkeit 🙂

    1. Tom Radziwill

      Vielen Dank! Das freut mich zu hören 🙂

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