Es war einen Tag nach Vollmond, das Wetter war gut und ich wollte mal wieder nachts fotografieren gehen. Natürlich ist es bei fast Vollmond auch nicht unbedingt dunkel, aber das war es aufgrund der kurzen Nächte Ende Juni ja sowieso nicht. Also beschloss ich einen Ausflug in den Sternenpark. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich an beiden aufeinanderfolgenden Abenden fahren würde.
29. Juni
Als erstes wollte ich den Mondaufgang in einem Zeitraffer festhalten. Da dieser noch in der recht hellen Abenddämmerung fiel, hatte ich auf schöne Aufnahmen gehofft. Also ein freies Feld gesucht und aufgebaut. Allerdings kam ich mit dem Aufbau nicht weit. Mit Entsetzen stellte ich fest, dass ich den Adapter vergessen hatte, um die Kamera an den 400mm-Apochromaten anzuschließen. Mit diesem “Astro-Tele” machte ich ja im April bereits einige Aufnahmen (hier zu lesen). Also fiel der Mondaufgang schon mal aus. Als Ersatz machte ich ein paar Bilder vom Feld, in dem ich mich befand, mit den schönen Abendfarben:
Ich hatte aber irgendwie noch nicht genug. Und die Farben des Abendhimmels hatten mir so gut gefallen, dass ich weiter in Richtung Gülpe fuhr.Auf dem Weg dorthin hielt ich immer mal wieder an, wenn ich ein Motiv entdeckte. Die vielen Bäume an den Straßenrändern stellten mit dem tollen Abendlicht häufig ein schönes Motiv dar:
Zum Abschluss des Abends zeigte sich dann noch die Venus am Himmel. Da war es bereits 23 Uhr:
Danach entdeckte ich eine Allee, die sich mit ihren fotogenen Bäumen vor dem Abendhimmel absetzte. Also bog ich auf diese Allee ein, stellte das Auto sicher ab und lief noch ein paar Schritte bis zum passenden Baum. Dort angekommen, wollte ich gerade die Kamera aufstellen und anfangen zu fotografieren, als ich plötzlich ein Motorengeräusch hörte, jedoch konnte ich keine sich nähernden Scheinwerfer entdecken. Im ersten Moment dachte ich noch, dass es sich um einen Hubschrauber oder um eine kleine Cessna handelte. Aber es stellte sich ein paar Augenblicke später heraus, dass es tatsächlich ein Motorradfahrer war, der trotz Dunkelheit seine Scheinwerfer nicht eingeschaltet hatte. Welch ein Leichtsinn! Und das, obwohl dieser gerade von der relativ stark befahrenen B5 kam. Naja, zum Glück hatte ich ihn rechtzeitig bemerkt. Hier zwei Impression von den tollen Alleebäumen:
Danach ging es weiter Richtung Gülper See, wo es aufgrund des Mondes und der ohnehin kurzen Nächte relativ hell war. Meine Hoffnung war, dass ich vielleicht noch leuchtende Nachtwolken einfangen könnte. Also stellte ich die Kamera auf und richtete sie in Richtung Norden mit Blick über den See aus. Und tatsächlich waren schwache “NLC’s” über dem Nordhorizont zu sehen. Allerdings leider ziemlich strukturlos:
Trotzdem stellte ich die Kamera nun auf Serienaufnahme, um einen Zeitraffer zu machen. In der Zwischenzeit kam relativ unangenehm kühler Wind aus Nordrichtung und ich suchte etwas Schutz im Windschatten eines kleinen Wäldchens. Und aus diesem kleinen Wäldchen näherten sich plötzlich mehrere Stimmen und Taschenlampen. Als diese aus dem Wald direkt an mir vorbei liefen, kam ich mit einem Mitglied der kleinen Wandergruppe ins Gespräch. Frage an mich: “Sternenfotograf?” Ich so: “Naja, bei dem Mond heute eher nicht, ich versuche mich an leuchtenden Nachtwolken.” Mein gegenüber dann: “Ach, Tom. Du hier?” 😀
Es war Thomas Becker, den ich schon seit einigen Jahren kenne. Und Thomas bietet regelmäßig im Sternenpark Nachtwanderungen an (mehr Infos hier). Ebenso auch in genau dieser Nacht. Tja, so trifft man sich zufällig nachts irgendwo in Brandenburg in einem Wald…
Nachdem sich die Gruppe um Thomas wieder entfernt hatte, stoppte ich die Kameras und sichtete die Aufnahmen kurz am Display. Auf einer Aufnahme habe ich tatsächlich eine schöne Sternschnuppe erwischt:
Die Aufnahme entstand um 0:40 Uhr und man erkennt auch schön die Mitternachtsdämmerung am Nordhorizont.
Danach wanderte ich auch noch ein bisschen durch die Gegend und suchte nach Motiven im ständigen Dämmerungslicht. Ich nenne das entschleunigtes Fotografieren. 😉 Gefunden habe ich folgendes:
Als Höhepunkt gab es kurz nach 3 Uhr noch ein so fantastisches Licht über dem See. Das folgende Bild ist komplett unbearbeitet so aus der Kamera gekommen (nur Signatur hinzugefügt):
30. Juni
Am folgenden Tag wollte ich eigentlich einen ruhigen machen, aber irgendwie kam ich mit Matthias über Facebook ins Gespräch und so verabredeten wir uns also direkt am Gülper See. Für mich ging es also das zweite Mal hintereinander raus in den Sternenpark. Angekommen bin ich am Gülper See aber leider nicht. Irgendwo im Nirgendwo hörte ich während der Autofahrt plötzlich ein seltsames Geräusch. Zuerst dachte ich, es kommt ausm Radio. Aber als ich das Radio stumm stellte und die Seitenfenster öffnete, war es gewiss: Ein Platten! Glücklicherweise kam gerade im richtigen Moment ein Abzweig von der Landstraße. Ich hielt also an und rief Matthias an, um zu sagen, dass ich erstmal nicht zum vereinbarten Treffpunkt kommen kann. Natürlich war der Handy-Empfang dort wo ich stand annähernd Null, sodass es schwierig wurde, Matthias den genauen Standort zu schicken. Irgendwie hat es aber dann doch funktioniert. Gerade als ich das Notrad montieren wollte, kam auch schon Matthias um die Ecke. Zum Glück hatte er auch noch das passende und bessere Werkzeug mit dabei, sodass der Radwechsel gut über die Bühne ging. Danke nochmal für die Hilfe! 🙂
Kurz darauf warteten wir noch auf den Mondaufgang und machten an der Stelle ein paar Fotos.
Dann entschlossen wir uns doch noch, zum Gülper See zu fahren. So weit war es dann auch nicht mehr. Und dort angekommen, waren auch wieder Leuchtende Nachtwolken zu sehen. Dieses Mal mit schöner Struktur, dafür aber leider häufig von “normalen” Wolken verdeckt.
Um kurz nach 2 Uhr machten wir die letzten Bilder und fuhren nach Hause. Zum Glück hat das Notrad den ganzen Weg zurück gehalten… 😉