ISS vor Sonne fotografieren

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Schon lange wollte ich die Internationale Raumstation (ISS) vor einem Himmelskörper wie Sonne oder Mond fotografieren. Damit dies gelingen konnte, brauchte es ein perfektes Zusammenspiel aus Zeit, Location und Wetter. Wie so häufig in der (Astro-) Fotografie. Was es sonst noch zu beachten gilt und was man für dieses Zielfoto benötigt, erkläre ich in diesem Beitrag.

Eins vorweg: Bitte niemals ungeschützt in die Sonne schauen oder fotografieren. Schon gar nicht mit optischen Hilfsmitteln wie Fernglas oder Teleskop!

Um überhaupt den richtigen Standort und den richtigen Zeitpunkt herauszufinden, wann die ISS vor der Sonne (oder dem Mond) ihre Bahn zieht, gibt es eine tolle Webseite: https://transit-finder.com/
Hier stellt man einfach seinen Standort bzw. Heimatort ein (entweder automatisch über den aktuellen Standort des Endgeräts oder manuell über eine Karte) und lässt für einen gewünschten Zeitraum die zukünftigen Transits berechnen. Dabei gilt es zu beachten, je weiter ein Transit in der Zukunft liegt, desto größer ist noch die Unsicherheit. Denn die ISS erfährt immer mal wieder Bahnkorrekturen. Auch wenn diese relativ gering ausfallen, kann es für einen Transit schon viel ausmachen. Meine Empfehlung ist also, immer wieder reinzuschauen, ob der Standort für den anvisierten Transit immer noch der gleiche ist. Der Tranistpfad, also der Bereich, in dem der Transit überhaupt sichtbar ist, ist auch jeweils nur wenige Kilometer breit.
Hilfreich sind auch die Angaben der Transitdauer (meistens weniger als 1 Sekunde) und die scheinbare Größe der ISS vor der Sonne (in Bogensekunden). Logischerweise ist eine möglichst große scheinbare Größe anzustreben, um die ISS dementsprechend deutlich vor der Sonne zu sehen. Ein Wert ab 50 Bogensekunden ist da schon sehr gut.
Natürlich versteht sich von selbst, dass man zur Fotografie das Objektiv bzw. Teleskop mit der längsten Brennweite wählt. Zum Beispiel 400mm oder mehr. Eventuell hilft auch ein zusätzlicher Telekonverter, um die Brennweite nochmal zu erhöhen. Die nächste Hauptzutat ist natürlich ein entsprechender Sonnenfilter. Hier kann man sich relativ kostengünstig behelfen, indem man sich Sonnenfilterfolie besorgt und dann für das entsprechende Objektiv bzw. Teleskop einen Filter selber bastelt. Hier gibt es zwei Varianten:

Ein stabiles Stativ sowie ein Fernauslöser (kabelgebunden oder drahtlos) für verwacklungsfreie Aufnahmen sollten ebenfalls zur Grundausstattung gehören.
Natürlich sollte man auch genügend Geduld und Vorbereitungszeit mit einplanen. Hier spielt das Wetter wieder eine große Rolle. In meinem Fall waren tatsächlich viele Wolken am Himmel, die die Sonne zwischendurch immer wieder komplett verdunkelten. Zum Glück war die Sonne zum Zeitpunkt des Transits dann aber in einer Wolkenlücke wieder frei.

Mein Ergebnis mit Sony Alpha 7IV* und 200-600mm Teleobjektiv* bei 600mm (gecropped):

Und hier das Ergebnis mit der Canon 6DII und meinem 8″-Dobson* bei 1200mm, sowohl im Einzelbild als auch im Transit-Composing:

Die unterschiedliche Ausrichtung der Sonnenflecken auf der Sonne resultiert durch eine etwas andere Ausrichtung der Kamera am Dobson.

Hier also nochmal als Zusammenfassung: Wie fotografiert man die ISS vor der Sonne?

  • DSLR oder spiegellose Kamera mit manuellen Einstellungen und hoher Bildrate (FPS) für Serienaufnahmen
  • Teleobjektiv/Teleskop mit mindestens 300mm Brennweite (je mehr, desto besser)
    Optional: Telekonverter für zusätzliche Vergrößerung
  • Spezielle Sonnenfilterfolie, um die Kamera vor der starken Sonneneinstrahlung zu schützen
  • Stabiles Stativ zur Vermeidung von Verwacklungen
  • Kabelgebundener oder drahtloser Fernauslöser zur Vermeidung von Kameraverwacklungen
  • Frühzeitige Planung und Aufbau der Ausrüstung vor dem vorhergesagten Transit sowie Testaufnahmen und Justierung der Kameraeinstellungen

Noch ein Tipp zum idealen Zeitpunkt: Der Sommer eignet sich für diese Art der Astrofotografie am besten. Genauer gesagt sogar ein Zeitpunkt um die Sommersonnenwende, denn dann steht die Sonne über dem Beobachter am höchsten und man schaut durch weniger Luft hindurch. Die Aufnahmen werden so besser/klarer und die ISS ist dann auch größer vor der Sonne, weil sie relativ nah am Beobachter vor der Sonne entlang zieht. Wenn man dann noch einen Transit um die Mittagszeit erwischt, kann es eigentlich nicht idealer sein.
Für die richtige und genaue Uhrzeit habe ich die Webseite time.is genutzt, um so den genauen Zeitpunkt zu erwischen, wann ich die Kamera(s) auslösen musste.

Natürlich gibt es zu diesem Event auch noch ein Video. Viel Spaß beim Schauen. 😉

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Tom Radziwill

ist begeisterter Landschafts- und Astrofotograf. Auf seinem Blog berichtet er von seinen Reisen, Erlebnissen und der Entstehung der Bilder. Sein Motto: "Jedes Bild hat seine eigene Geschichte."

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