Lichtverschmutzung AUS: Milchstraße über Hamburg

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In den letzten Jahren hat die Lichtverschmutzung in und um deutsche Städte immer mehr zugenommen und ein Ende dieser Entwicklung ist in Zukunft nicht in Sicht. Laut der aktuellsten Erhebung (Juni 2016, siehe Link unten) kann ein Drittel der Menschheit aufgrund der zunehmenden Lichtverschmutzung die Milchstraße nicht mehr sehen.

Besonders für Hobby-Astronomen und Astrofotografen wird es so immer schwieriger einen dunklen Standort zu finden und um weite Strecken kommt man in den meisten Fällen auch nicht herum.
Als ich Mitte August in Hamburg unterwegs war, um Aufnahmen in der blauen Stunde zu machen, und mir das Wetter einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht hat, kam mir eine Idee: Ich wollte die bewölkten Nachtaufnahmen aus Hamburg nicht einfach so hinnehmen, sondern etwas spezielles damit versuchen: Mithilfe der heutigen Bildbearbeitungstechniken wollte ich die Milchstraße über den Hamburger Himmel scheinen lassen. Der Lichtverschmutzung und dem bewölkten Himmel über Hamburg zum Trotz.  Im Folgenden möchte ich gerne in einem kleinen Tutorial zeigen, wie ich zu dem obigen Ergebnis gekommen bin:

Ausgangspunkt für solch eine Kompositon ist zum Einen eine ordentliche Milchstraßen-Aufnahme mit möglichst wenig störendem Vordergrund (Achtung: Ansonsten gilt weiterhin die Regel: Vordergrund macht Bild gesund 😉 ) sowie eine Nachtaufnahme der Stadt, über der die Milchstraße erscheinen soll. Meine Wahl fiel auf ein Milchstraßen-Foto, dass ich kurz vorher auf Rügen aufgenommen habe, sowie auf eine Aufnahme der nächtlichen Binnenalster:

Im nächsten Schritt habe ich beide Bilder in Photoshop als Ebenen geöffnet und die Milchstraße mithilfe der Ebenen-Füllmethode ‘Negativ multiplizieren’ in das Stadt-Bild eingefügt.

Diese Füllmethode hellt das Bild insgesamt auf, indem es die hellen Bereiche (Milchstraße und Sterne) des Bildes einfügt und die dunklen Bereiche (Rest des Himmels) weitesgehend transparent macht. Damit wird in diesem Beispiel gewährleistet, dass die Wasserfontäne unberührt bleibt und die Sterne trotzdem eingefügt werden.
Nun geht es ans Maskieren, denn natürlich sollen die Sterne nicht vor den Häuserfassaden zu sehen sein. Dazu habe ich auf der Milchstraßen-Ebene eine schwarze Maske erstellt und mit weißem Pinsel die Milchstraße bis zur Oberkante der Häuserfassade wieder ins Bild gemalt. Der schwarze Bereich der Ebenenmaske wird nun ausgeblendet und alles, was ich mit dem Pinsel weiß maskiert habe, bleibt erhalten. Je sorgfältiger man maskiert, desto besser sieht es am Ende aus.

Das Ergebnis sieht schon vielversprechend aus. Aber immer wenn man eine Wasserfläche im Bild hat, gibt es eine Spiegelung, die jetzt noch fehlt. Dafür habe ich die Milchstraße samt Ebenenmaske über ‘Bearbeiten -> Transformieren -> Vertikal spiegeln’ gespiegelt. Da das Wasser bei einer Langzeitbelichtung nahezu immer in Bewegung ist, und damit die Milchstraße verwischen würde, habe ich den Filter ‘Bewegungsunschärfe’ (zu finden unter Filter -> Weichzeichnungsfilter) zu Hilfe genommen und mit einem Winkel von 90° und einem Abstand von knapp 50 Pixeln so den Effekt der Wasserbewegung erzielt. Die Spiegelung habe ich ebenfalls mit ‘Negativ multiplizieren’ eingefügt. Die Ebenendeckkraft reduzierte ich auf etwa 50% und maskierte es ebenfalls so, dass die Spiegelung nur im vorderen nahen Bereich des Wassers auffällig zu sehen ist.

Eigentlich könnte man das Bild jetzt als fertig betrachten, aber mir persönlich hat dann doch noch ein zumindest dezenter Lichtschein der Stadt gefehlt. Lange überlegte ich, wie ich diesen am besten ins Bild einbringen könnte. Ich entschied mich letztlich für eine orangene Farbflächen-Ebene. Die Häuserfassade wurde wieder ausmaskiert und mittels schwarzem Verlaufsfilter konnte die Farbfläche nach oben und nach unten weich ausgeblendet werden. Der Lichtschein gibt dem Bild noch ein bisschen mehr Dynamik, wie ich finde.

Fertig ist eine Milchstraße, die man so von der Binnenalster aufgrund der oben angesprochenen Lichtverschmutzung leider nie sehen kann. Erst in der digitalen Dunkelkammer lässt sich zeigen, was einem nachts in der Stadt bei klarem Himmel jedes Mal entgeht.

Link zur aktuellen Datenerhebung der Lichtverschmutzung:

http://www.spektrum.de/news/wer-sieht-die-milchstrasse-noch-ungetruebt/1413342

 

 

Tom Radziwill

ist begeisterter Landschafts- und Astrofotograf. Auf seinem Blog berichtet er von seinen Reisen, Erlebnissen und der Entstehung der Bilder. Sein Motto: "Jedes Bild hat seine eigene Geschichte."

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. muellerssicht

    Ich war beim Betrachten des Bildes erst ziemlich überrascht. Weil ich mir die technische Umsetzung nicht erklären konnte. Milchstraße trotz hell erleuchteter Stadt???
    Der Text gibt die Erklärung. Schade, dass man zu solchen Mitteln greifen muss. Aber auf alle Fälle ein eindrucksvolles Experiment.
    LG Michel

    1. Tom Radziwill

      Hallo Michel, danke für deinen Kommentar. Man muss ja nur zu solchen Mitteln greifen, wenn man die Milchstraße auch mal über einer Stadt sehen möchte und mich interessierte es in dem Moment. Ansonsten empfehle ich sowieso eher weitab in dunkle Gegenden zu fahren… 😉

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