Supermond: Begriff, Planung und Zielfoto

You are currently viewing Supermond: Begriff, Planung und Zielfoto

Es war mal wieder Zeit für einen Supermond, genauer gesagt einen Super-Vollmond. Doch was bedeutet das eigentlich genau? In der Wikipedia steht zu dem Begriff folgendes: Supermond … ist ein 1979 vom Astrologen Richard Nolle geprägter Ausdruck für einen Vollmond oder Neumond, der sich im oder nahe beim erdnächsten Punkt (Perigäum) seiner Umlaufbahn um die Erde befindet. Der erdnahe Vollmond wäre mit Supervollmond zutreffender bezeichnet, was aber häufig unterbleibt, da mit Supermond nur dieser gemeint ist. Also tatsächlich nichts weltbewegendes. Leider wird der Begriff aber vor allem in den Medien in einen Kontext gesetzt, dass der Mond dann durch die Erdnähe viiiiel größer am Himmel erscheint. Ja, er ist größer am Himmel, logisch, aber den Unterschied zwischen einem durchschnittlichen (Voll-)Mond und einem in Erdnähe kann man mit bloßem Auge nicht wirklich erkennen. Im oben angesprochenen und verlinkten Wikipedia-Artikel ist auch ein schönes Vergleichsbild zu den unterschiedlichen Mondgrößen am Himmel. Generell kann ich den Artikel empfehlen mal durchzulesen.
Also kann jetzt wohl jeder nachvollziehen, dass ich und meine Astrokollegen beim Begriff “Supermond” gerne mal dezent die Augen rollen. 😉

Kommen wir zur Fotografie: Unabhängig wo sich der Mond auf seiner Umlaufbahn um die Erde befindet und wie groß er also erscheint, ist ein Vollmondaufgang immer wieder ein lohnenswertes Fotomotiv. Ein bisschen Planung gehört aber dazu, um den perfekten Moment abzupassen und ein spannendes Vordergrundmotiv zu finden. Denn: Vordergrund macht Bild gesund.
Wann und wo geht also der Vollmond auf? Zu den Aufgangs-Zeiten benötigt man noch nicht einmal einen astronomischen Kalender, da reicht auch ganz einfach eine Google-Suchanfrage: “Mondaufgang heute”. Aber wo genau kommt er nun über den Horizont? Dazu nutze ich ganz gerne folgende Webseite: https://jekophoto.de/tools/daemmerungsrechner-blaue-stunde-goldene-stunde/index.php
Ein sehr einfach zu bedienendes Tool. Man gibt oben einfach seinen Wohnort bzw. seine Postleitzahl ein und klickt auf “Berechnen”. Bei mir ist das die Stadt Werder (Havel) im Havelland. Dann erhält man folgende Ansicht:

Man sieht eine Karte mit einer Markierung (den eingegeben Ort) und vier Linien von dieser Markierung ausgehend. Die Linien markieren jeweils die Richtung des Sonnenaufgangs (orange), des Sonnenuntergangs (rot), des Mondaufgangs (hellblau) und des Monduntergangs (dunkelblau). Darunter eine Tabelle für den aktuellen Monat und die genauen Zeiten der Ereignisse. In die Karte kann man übrigens auch weiter reinzoomen und die Markierung verschieben, um möglichst genau zu wissen von wo aus in welche Richtung welches Ereignis zu sehen ist. In meinem Beispiel sieht das dann so aus:

Ich habe auf den entscheidenden Tag des Vollmonds geklickt (08.04.2020) und in die Karte gezoomt. Gleichzeitig habe ich die Markierung so verschoben, dass sich ein interessantes Vordergrundmotiv für den Vollmondaufgang (hellblaue Linie) ergibt. In diesem Fall geht der Mond um 20:29 Uhr zwischen Heilig-Geist-Kirche und Bockwindmühle auf, wenn ich auf der Brücke über der Havel stehe. Also alles bereit für eine Fotosession.

Nun ist das Fotografieren dieser Szenerie gar nicht soo einfach. Am besten man nimmt für solch ein Vorhaben ein Teleobjektiv zur Hand. Ich habe da mein treues 70-200mm von Canon. Neben ansprechender Bildkomposition muss natürlich auch die korrekte Belichtungszeit gewählt werden. Und da kommt das Problem: Der Vollmond gewinnt mit zunehmender Höhe am Himmel auch an Helligkeit, und wie schnell er sich tatsächlich bewegt, das merkt man spätestens wenn man mal mit hoher Brennweite auf den Mond hält und mit der Lupe im Live-View der Kamera digital hereinzoomt. Er wandert langsam aber sicher durchs Bild und aus dem Bild. Für ein ausgweogenes Bild sollte man also aufgrund der Helligkeitsunterschiede zwischen Mond und Landschaft mehrere Aufnahmen machen, die man dann nachträglich am Computer ineinander überblendet. Zum Vergleich mal hier ein Bild mit Belichtung auf die Landschaft (Mond zu hell) und mit Belichtung auf den Mond (Landschaft zu dunkel), jeweils ohne Bearbeitung:

Nun gilt es also, beide Bilder zu “verheiraten”. Denn im Gegensatz zur Kamera schafft es unser Auge besser diese Helligkeitsunterschiede zu bewältigen. Wir sehen in der Realität sowohl Einzelheiten auf dem Mond, als auch die Landschaft drum herum. Wir wollen also nun ein Bild erzeugen, was dem wirklichen Anblick vor Ort am nächsten kommt.
In Lightroom markiere ich mir nun beide Bilder. Mit einem Rechtsklick wähle ich “Bearbeiten in -> In Photoshop als Ebenen öffnen” und beide Bilder sind in Photoshop als Ebenen übereinander:

Danach stelle ich den korrekt belichteten Mond frei, das geht zum Beispiel mit dem Zauberstabs-Werkzeug. Ich habe als Aufnahme-Bereich “3×3 Pixel Durchschnitt” und als Toleranz den Wert 100 eingegeben. Es kann aber trotzdem vorkommen, dass der Mond nicht 100% sauber ausgewählt wurde. Dann kann man die Auswahl noch etwas verbessern, indem man zum Beispiel oben auf “Auswahl -> Auswahl verändern -> Auswahl verkleinern” geht…

…und bei Bedarf noch auf “Auswahl -> Auswahl verändern -> Auswahl abrunden”. Danach kopiere ich den ausgewählten Mond in eine neue Ebene und blende die Ebene, von der ich gerade den Mond ausgeschnitten habe, aus:

Nun sehen wir den korrekt belichteten Mond vor der korrekt belichteten Landschaft. Als nächstes verschiebe und transformiere ich den Mond so, dass er den zu hellen Vollmond komplett verdeckt. Da das dann aber noch nicht realistisch aussieht, passe ich die Mondhelligkeit noch etwas an und helle ihn mit der Gradationskurve auf:

Falls jetzt noch ein unschöner dunkler Rand am Mond sichtbar werden sollte, kann man die Auswahl nachträglich noch feiner anpassen. Über: “Auswahl -> Auswählen und Maskieren”.

Schließlich kann man die Ebenen als ein Tiff-Bild abspeichern. Das Gute daran: Wenn man zu Lightroom zurückkehrt, ist dort bereits das eben bearbeitete Bild importiert. Hier gilt es nun noch die finalen Kontrast- und Farbanpassungen vorzunehmen. Und das ist dann natürlich im Endeffekt Geschmackssache. 😉 Hier das fertige Resultat:

Und nun wünsche ich viel Spaß bei der (Super-) Mond-Fotografie. 🙂

 

Tom Radziwill

ist begeisterter Landschafts- und Astrofotograf. Auf seinem Blog berichtet er von seinen Reisen, Erlebnissen und der Entstehung der Bilder. Sein Motto: "Jedes Bild hat seine eigene Geschichte."

Schreibe einen Kommentar